Mineralwasser im Test - jede zweite Flasche ist verunreinigt

Medienkonferenz in Bern / Bild: Peter Pfistner

Wer Mineralwasser konsumiert, erwartet sauberes Trinkwasser. Zehn Flaschen Mineralwasser liessen die Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU) und die Umweltorganisation Pingwin Planet analysieren. Die Hälfte davon ist gemäss den Kriterien von AefU und PP verunreinigt oder stark verunreinigt. Sie enthalten zum Teil hormonaktive, neurotoxische und bioakkumulierende Substanzen. Pikant: In den untersuchten Glasflaschen eines Herstellers ist ein amtlicher Toleranzwert deutlich überschritten.

Aber es geht auch anders: Drei der untersuchten Flaschen sind sauber – ebenso das Berner Trinkwasser, das zum Vergleich ebenfalls analysiert wurde.

Am Schlechtesten abgeschnitten haben die untersuchten zwei Glasflaschen  mit Kohlensäure eines Herstellers, die wir als «stark verunreinigt» beurteilen (siehe genauere Angaben im Fachartikel bei den Downloads). Denn: Sie enthalten u.a. 16 299 Nanogramm pro Liter (ng/L) butyliertes Hydroxytoluol (BHT), eine Substanz, die wie ein Hormon wirkt. Dies überschreitet den zulässigen Toleranzwert von 5000 ng/L gemäss Eidgenössischer Fremd- und Inhaltsstoffverordnung (FIV) um mehr als das Dreifache. Die zwei Flaschen enthalten in Spuren noch weitere Substanzen, die hormonaktiv sind und/oder neurotoxisch wirken.

Eine Flasche mit unbekannten, eine Flasche mit hormonaktiven Substanzen


Schwieriger zu beurteilen ist eine von PP und AefU untersuchte Flasche Mineralwasser im Glas mit Kohlensäure (siehe Analysebericht und Fachartikel): 75 Prozent der über 9000 ng/L Fremdstoffe gehen auf das Konto von acht sogenannt ‹Unbekannten Substanzen›. Das sind Stoffe, die nicht eindeutig identifiziert werden können, weshalb Aussagen zu ihrer Giftigkeit schwierig sind. Klar ist für Pingwin Planet aber: Sie haben im Mineralwasser nichts zu suchen. Dies gilt auch für die künstlichen Duftstoffe ‹Galaxolid› und ‹Tonalid›, die das Labor im Mineralwasser mit Kohlensäure eines anderen Herstellers fand. Diese Substanzen reichern sich im Menschen an, wurden bereits in der Muttermilch nachgewiesen und wirken ebenfalls wie künstliche Hormone. Solche hormonaktive oder vermutlich hormonaktive Substanzen hat ‹ENVIReau› auch in einer anderen Flasche in niedrigen Konzentrationen nachgewiesen.


Hormonaktive Substanzen: Schwellenwerte fehlen


Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hatte zuvor bei 31 verschiedenen Mineralwassern Tests auf Hormonaktivität vorgenommen. Die Resultate veröffentlichte das BAG 2011 jedoch anonymisiert, womit sie nicht einzelnen Marken zugewiesen werden können. Das Fazit des BAG: «Die (...) nachgewiesenen östrogenen Aktivitäten stellen für die Verbraucher kein Gesundheitsrisiko dar.» Jedoch: Für hormonaktive Substanzen existieren bis heute noch gar keine Grenz- oder Vorsorgewerte. Zwar werde «das brisante Thema international untersucht», aber: «Es ist nicht bekannt, wann klare Vorschriften erlassen werden», sagte Pierre Studer vom BAG.


Mit «leicht verunreinigt» gemäss unserer Klassifizierung schneiden die analysierten PET-Flaschen mit Kohlensäure zweier weiterer Hersteller in unserem Test noch relativ gut ab. Sie enthalten ‹nur› je Spuren einer eher unproblematischen Substanz. Als «verunreinigt» stufen wir dagegen eine PET-Flasche ein, in der das Labor drei Substanzen mit einer
Konzentration von zusammen über 900 ng/L nachgewiesen hat.