Pingwin Planet Fokus Wasser

Bild: Maja Widler

Stellen Sie sich vor, dass Sie geschlagene 12 Stunden brauchen, um einmal die Klospülung zu betätigen. Absurd?

Ein wenig schon, aber der Norminhalt eines zentraleuropäischen WC-Spülkastens entspricht der Wassermenge, für die in gewissen Ländern - insbesondere Afrikas - eine Person (meist eine Frau) eben 12 Stunden unterwegs ist, um sie von der nächsten Wasserstelle in ihr Dorf zu tragen (wobei die meist garantierte Trinkwasserqualität im WC-Spülkasten die des mühsam herbei geschleppten Wassers oft um ein Vielfaches übertrifft). Und wenn die zunehmend trocken gelegten Landbewohner in städtische Ballungsräume ziehen, um sich eine neue Existenz aufzubauen, so nehmen sie einen Teil des Problems mit: In rasant wachsenden städtischen Siedlungsgebieten wird – unbesehen von der Wasserqualität – die Haushaltversorgung mit Wasser zu einem zunehmend unbewältigbaren Problem und die Versorgungsfrage wird lediglich verschoben, nicht aber behoben.

Der Ruf gilt aber nicht nur der gerechten Verteilung von Wasser, sondern auch dessen Qualität. Und die wird unter menschlichem Zutun in der Regel schlechter. Zugegeben, die Unterscheidung in Wasser (gut) und Abwasser (schlecht(er) ist nicht mehr ganz so einfach vorzunehmen wie früher, als auch in der Schweiz noch ganze Landstriche ihr Abwasser ungeklärt im Boden versickern liessen oder in Bäche, Flüsse und Seen leiteten. Zu augenfällig war der Schaden an den einheimischen Gewässern: Ganze Seen erstickten an der Zufuhr von Abwasser aus Haushalt, Landwirtschaft und Gewerbe. Das Gebot der Stunde konnte nicht mehr einfach ‚Wegschauen’ heissen. Abwasserreinigungsanlagen wurden gebaut, die Industrie begann, sich auf sogenannt geschlossene Kreisläufe zu besinnen. Dies brachte zwar eine gewisse Entlastung. Unlängst wurden in der Themse bei London – sie galt lange als totes Gewässer – kurzschnürige Seepferdchen entdeckt. Was die Wissenschaft als Zeichen deutet, dass der Fluss auf dem Weg zur Erholung ist. Dasselbe gilt für den Rhein. Vor einem Vierteljahrhundert und nach dem Brand des Chemiewerks Schweizerhalle war im Fluss zwischen Basel und der Mündung in Rotterdam kein einziger Fisch mehr anzutreffen, es sei denn tot, und Zyniker aus der Fachwelt witzelten darüber, dass der Fluss ab Köln her abwärts so versäuert sei, dass das Wasser problemlos als Laborchemie für Abzüge auf Fotopapier gebraucht werden könnte. Einmal mehr wurde der internationalen Gemeinschaft bewusst, dass verschmutztes Wasser keine Landesgrenzen kennt und die Standards der Wasserhygiene international abgeglichen werden müssen.

Bild: Mirjam Andonie

Die Abwasserklärung zeigte anderseits auch schonungslos auf, wo der Versuch, Wasser aufzubereiten, fehl schlägt. So ist die landläufige Technik zum Beispiel in Anbetracht der in der Medizin zunehmend eingesetzten Hormone wirkungslos. Resultat: Mensch und Tier nehmen dieselben Hormone mit vermeintlichem Frischwasser wieder auf, was in der meisten Regel zu einem körperlichen Veränderungsprozess führt. Wie sich die neueren Technologien – allen vorab die Nanotechnologie ‑ auf die Wasserqualität auswirkt, vermag zurzeit noch niemand mit Bestimmtheit zu sagen. Und – was auch nicht vergessen gehen sollte: Auch die best mögliche Wasserhygiene schafft zurückgehaltene Stoffe nicht aus der Welt. Auch hier gilt, dass der beste Umgang mit schädlichen oder giftigen Stoffen der ist, deren Einsatz schlicht zu vermeiden oder zu verbieten (siehe dazu auch den Fokus zu ‚Chemie und Stoffe’). In jedem Fall setzt sich Pingwin Planet für eine strikte Einhaltung des Vorsorgegebots ein. Und dieses gebietet Verzicht. Und gebietet schonenden Umgang mit der Ressource Wasser. Damit es in Zukunft allen Lebewesen gerecht zur Verfügung steht.

Mit dem Fokus Wasser macht Pingwin Planet über fundierte Recherchen, Informationskampagnen und direkte Aktionen die Probleme rund um die Vorbedingung allen Lebens zum Thema. Aufzeigen und sensibilisieren aber stellt nur einen Schritt auf dem Pingwin-Weg dar. Der Fokus soll sich ebenso auf Lösungen richten: Was muss z.B. unternommen werden, damit Wasser in guter Qualität für Alle vorhanden ist? Wie kann verhindert werden, dass neue, zusätzliche Schadstoffe in Wasser gelangen und wie kann die Versorgung mit Wasser bestmöglich organisiert werden? Solche Wege aufzuzeigen ist eines der Ziele des Fokus Wasser von Pingwin Planet. Doch so viel ist bereits jetzt sicher: Die weltweite Tendenz, die Wasserversorgung privaten Firmen zu überlassen, ist definitiv kein gangbarer Weg sondern führt im Gegenteil zu einer Verschärfung des Verteilkampfes.

Unterstützen Sie die Recherchen und die Öffentlichkeitsarbeit von Pingwin Planet - und helfen mit, dass Nutzen und Schaden von alten und modernen Technologien und Stoffen gerechter verteilt werden. Und die Babys der Gegenwart und Zukunft nicht mit der Muttermilch die Rechnung für einen kurzsichtigen Lebensstil weitertragen müssen.

Andreas Kunz