Bialowieza Urwald massiv in Gefahr

Bialowieza-Nationalpark: einmaliges Weltnaturerbe Bild: istock

(08.06.2017) Der Wald um den Bialowieza Nationalpark in Polen und Weissrussland ist nicht nur Heimat für mittlerweile rund 1'500 Wisente, sondern ist der letzte Flachland-Urwald Europas mit einer immensen Biodiversität und ökologischen Bedeutung. Er ist UNESCO-Biosphärenreservat und Weltnaturerbe - und vielleicht die letzte Heimat für bedrohte Spezies wie den Dreizehenspecht. Wer in den Genuss kommt, auf einer der oft von Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftlern geleiteten Touren durch den Nationalpark zu streifen, ist gebannt von der Magie des Urwalds und darf hier eine Natur erleben, die es sonst in Europa nicht mehr gibt. 

Dies hinderte die polnische Regierung jedoch nicht, 2016 mit einer Gesetzesänderung grünes Licht für ein bisher im Bialowieza-Wald nie dagewesenes Abholzen zu geben: Polnische Waldbesitzer dürfen nun in ihren Wäldern ohne Genehmigung fällen. Rund 60 Prozent des Waldes auf der polnischen Seite des Bialowieza-Walds gehören dem polnischen Staat. Von höchster Regierungsseite her sind nun Hunderttausende Bäume zum Schlagen vorgesehen. 

Umweltschützerinnen und Umweltschützer kritisieren, dass unter dem Vorwand des "aktiven Schutzes vor dem Borkenkäfer" Kahlschlag betrieben werden soll. Unabhängige Experten und Expertinnen stellen die staatliche Borkenkäfer-Prävention in Frage: Borkenkäfer gehören zu derart grossen Ökosystemen und tragen geradezu zu dessen Erhalt bei und regulieren sich selbst.

Der grosse Einschlag hat bereits begonnen. Umweltorganisationen kritisieren überdies, dass gar nicht in erster Linie Fichten gefällt werden, die vom Borkenkäfer befallen werden, sondern in erheblicher Zahl auch Laubbäume. Die staatliche Forstpolitik verstosse zudem gegen diverse internationale Konventionen, wie etwa gegen die Vorgaben des Natura 2000 Programms. Erste Klagen sind eingereicht, lokaler Widerstand hat sich formiert. Der Kahlschlag geht aber weiter. Bisher nicht angetastet wurden die einzeln geschützten Baumdenkmäler - was aber ein schwacher Trost und nur einer fürs Auge ist: das Ökosystem im Bialowieza-Urwald ist sehr komplex und besteht nicht nur aus Baumriesen. Der staatlich angeordnete Kahlschlag gefährdet die Ökosysteme insgesamt.

 

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