PP Analysen zeigen: Schwerwiegende HCH-Kontaminationen trotz Sanierung

PP Probenahmen in Hagenthal-le-Bas Ende März 2017/ Bild: PP

Bis zu 126‘500 Mikrogramm Lindan-Abfall pro Kilogramm: So viel Gift hat ein Labor noch immer in Proben vom Feldweg in Hagenthalle-Bas (F) nachgewiesen, die der Basler Altlastenspezialist Martin Forter und die Umweltorganisation Pingwin Planet nach den vermeintlichen Sanierungsarbeiten anfangs März 2017 genommen haben. Die Analyseresultate zeigen: Die von der Préfecture des Département du Haut-Rhin sowie dem Umweltministerium in Paris gutgeheissene Billigsanierung ist gescheitert. Forter und Pingwin Planet fordern eine sofortige Sicherung des Weges und eine Nachsanierung.


Sechs Jahre haben sich die Préfecture bzw. das Umweltministerium in Paris Zeit gelassen – nachdem Pingwin Planet und der Altlastenexperte Martin Forter an einer Medienkonferenz 2011 auf die Kontaminationen aufmerksam gemacht hatten. Dann sind anfangs März 2017 auf dem Feldweg beim Klepferhof in Hagenthal-le-Bas (F) die Bagger aufgefahren, um eine Billigsanierung ohne Zelt und mit einem fragwürdigen Schutz der Arbeiter durchzuführen. Doch immerhin: Das hochkonzentrierte Gift sollte ausgegraben werden, versprach die Préfecture. Davon aber kann keine Rede sein, wie neue Analysen von Pingwin Planet und Martin Forter zeigen. Noch immer bis zu 126‘500 Mikrogramm hochgiftigen Lindan-Abfall*1 pro Kilogramm hat das Labor in den vier Beton-Proben aus dem vermeintlich neuen Belag auf dem Feldweg festgestellt. Zudem liegt vor Ort weiterhin der typische modrige Gestank von Lindan-Abfall
in der Luft. Mit anderen Worten: Auch nach den angeblichen Sanierungsarbeiten bleibt der
Feldweg stark mit Gift kontaminiert. «Das ist skandalös – es lagen alle nötigen Informationen
für eine taugliche Sanierung auf dem Tisch», sagt Lorenz Hirni, Co-Präsident von Pingwin Planet.
Das Gift stammt aus der Fabrik Ugine Kuhlmann in Huningue (FR), die bis 1976 das heute
verbotene Insektizid Lindan hergestellt hat.


Gefährlicher als vor den Sanierungsarbeiten


Die Situation auf dem Feldweg beim Klepferhof in Hagenthal-le-Bas ist nach den verpatzten Sanierungsarbeiten noch gefährlicher als vorher: Jetzt liegt der hochgiftige Lindan-Abfall wieder offen und frei zugänglich auf dem angeblich gerade aufgeräumten Feldweg herum. Schon 2011 bestand kein Zweifel, dass dem Beton, der zu Beginn der 1970er-Jahre auf dem Feldweg aufgebracht wurde, reiner, hochgiftiger Lindan-Abfall beigemischt worden war. Deshalb sollte die Sanierungsfirma auf dem Feldweg in erster Linie den stark kontaminierte Beton ausgraben und
durch sauberes Material ersetzen. Das aber scheint nicht wirklich geschehen zu sein. Denn: Alle vier Betonproben, die Martin Forter im Auftrag von Pingwin Planet nach dem Bodenaustausch aus diesem angeblich jetzt sauberen Feldweg entnommen hat, sind z.T. stark mit Lindan-Abfall belastet.*2 Erstaunlich auch: Am Wegrand liegen viele alte Betonbrocken, die zum Teil mit Lindan-Abfall belasteten sein dürften – ganz so, als ob sie jemand aussortiert und dort abgelegt hätte.


Préfecture immer wieder überfordert
Die Behörden waren in Hagenthal-le-Bas offensichtlich nicht in der Lage zu kontrollieren, ob die Arbeiten korrekt und sauber ausführt wurden. «Das ist nicht das erste Mal. Die Préfecture bzw- das Umweltministerium in Paris scheinen immer wieder bei der Einschätzung der Risiken und z.T. auch die ADEME*3 bei der Erfolgskontrolle von Sanierungsarbeiten überfordert zu sein», bilanziert der Altlastenexperte Martin Forter: «Das muss sich dringend ändern». So habe die Préfecture z.B. 2013 nicht bemerkt, dass der Schweizer Pharmakonzern Novartis und die französische Sanierungsfirma Sita Remidiation mit dem Aushub von Lindan-Abfall in Huningue (F) die benachbarte Stadt Basel (CH) mit giftigem Staub grossflächig kontaminierten.


Pingwin Planet und Dr. Martin Forter fordern :
• Sofortige Sperrung und Sicherung des untauglich sanierten, aber noch immer stark mit Lindanabfall kontaminierten Feldwegs beim Klepferhof in Hagenthal-le-Bas.
• Offenlegung der Entsorgungsnachweise für das anfangs März 2017 ausgehobene Material.
• Restlose Entfernung des kontaminierten Betons mit entsprechenden Sicherheitsmassnahmen zum Schutze von ArbeiterInnen, AnwohnerInnen und der Umwelt.
• Verzicht auf das Überziehen mit Beton anderer Feldwege und Plätze in Hagenthal-le-Bas und Hagenthal-le-Haut, die mit Lindan-Abfall verunreinigt sind.
• Vollständige Dekontamination der zahlreichen mit Lindan-Abfall verunreinigten Plätze und Feldwege in Hagenthal-le-Bas und in Hagenthal-le-Haut.


Kontakt:
Martin Forter, Dr. Geograf und Altlastenspezialist +41 (0)61 691 55 83
Lorenz Hirni, Co-Präsident Pingwin Planet +41 (0) 55 511 22 55
Clément Tolusso, Medienbeauftragter Pingwin Planet +41 (0)79 213 41 06


Weitere Infos/Web:
http://www.martinforter.ch#a02_05_2017
http://pingwinplanet.ch/index.php/details/HCH-Billigsanierung.html


*1 Hexachlorcyclohexan (HCH)
*2 Erste Probenahme (12.03.2017) : Eine Mischprobe bestehend aus drei Betonstücken;
Zweite Probenahme (30.03.2017): Drei Proben bestehend aus drei Betonstücken, die das Labor einzeln analysiert hat.
*3 Agence de l’environnement et de la maîtrise de l’énergie (ADEME)